Horlachgraben Becken 9 bis 13

Entschlammung 
Horlachgraben, Becken 9 bis 13

Der Horlachgraben ist Teil eines ehemaligen Main-Armes und dient als Vorfluter zur Aufnahme des Regenwassers aus der Kanalisation der Stadt Rüsselsheim. Der Horlachgraben hat keinen natürlichen Zulauf und ist in 13 Becken unterteilt. Nach der Behandlung der Becken 1 bis 3 im Jahr 2024 werden 2025 die Becken 9 bis 13 behandelt. Ziel ist die Beseitigung des organischen Sediments am Gewässergrund. Die Becken besitzen eine Fläche von insgesamt rund 31.000 m² und ein Gesamtvolumen von etwa 150.000 m³. Teilweise gibt es enorme Nährstoffüberschüsse und Nährstoffungleichgewichte. Damit wird eine völlig andere Behandlung notwendig als im vergangenen Jahr in den Becken 1 bis 3.

Das Verfahren - Steuerung der natürlichen Prozesse

Es werden für die Behandlung des Horlachgrabens speziell konditionierte Bakterien und Sauerstoff eingesetzt. Über ein patentiertes Verfahren werden die Bakterien dazu gebracht, Exoenzyme zu bilden. Diese Enzyme werden benötigt, um komplexe Verbindungen, zum Beispiel im Schlamm, in einfache Verbindungen umzusetzen, da Bakterien nur gelöste Stoffe aufnehmen können. Dieser Prozess wird gezielt gesteuert. 

Neben den Bakterien wird Wasser in Form von gelösten Sauerstoff und Nanobubbels ins Wasser eingebracht. Nanobubbels sind sind Blasen kleiner 100 nm und besitzen keinen Auftrieb. Sie verteilen sich in der kompletten Wassersäule. Damit ist auch dort Sauerstoff verfügbar, wo er am dringensten gebraucht wird: am Gewässergrund. 

Wirkprinzipien an der Gewässeroberfläche

  • Die Bakterien nehmen an der Gewässeroberfläche sehr effizient Nährstoffe auf und stellen so das natürliche Gleichgewicht wieder her. Die Vermehrung der Algen wird dadurch eingeschränkt.
  • Stickstoffverbindungen werden über die Nitrifikation und Denitrifikation durch die Bakterien in Luftstickstoff umgesetzt und damit dem Wasser entzogen.
  • Die Bakterien werden vom Zooplankton gefressen. Dadurch gelangt zum Beispiel das aufgenommene Phosphat wieder in die Nahrungskette des Sees.
  • Durch die zusätzlichen Nährstoffe in der Nahrungskette partizipieren auch die im Gewässer lebenden Tiere von der Behandlung des Horlachgrabens.


Wirkprinzipien am Gewässergrund

  • Mithilfe von Sauerstoff bauen die Bakterien gemeinsam mit den Exoenzymen die organischen Schlammbestandteile sehr schnell zu ungiftigen Stoffen ab.
  • Stickstoffverbindungen werden über die Nitrifikation und Denitrifikation in Luftstickstoff umgesetzt.
  • Kohlenstoffverbindungen werden zu CO₂ umgebaut.
  • Phosphat wird von den Bakterien aufgenommen und gelangt somit zurück in die Nahrungskette des Gewässers. 
  • Nano-Blasen bewirken eine langfristige Steigerung des Redoxpotentials am Seegrund und damit die Festsetzung von Phosphat durch Bindung an Eisen oder Sedimentpartikel.
  • Mit Beseitigung des organischen Materials sinkt der Sauerstoffbedarf am Gewässergrund und damit das Potenzial zur Faulgasbildung.

Die Behandlung der Becken 9-13

Im Februar, März und April wurden zahlreiche Tests mit unterschiedlichen Verfafahren zur Schlammspiegelmessung durchgeführt. Hintergrund sind die schwierige Topografie der Becken des Horlachgrabens, die ständig wechselnden Untergründe aus Sand, Lehm und Schluff sowie die großen Mengen Totholz und Blätter am Gewässergrund. Zielstellung der Tests waren die eindeutige Ermittlung der Schlammstärke und die Möglichkeit der Probenahme einer kompletten Schlammsäule. 

Am 22. April, noch vor dem eigentlichen Behandlungsbeginn, wurden BagBacs eingebracht. Am 23. April erfolgte die Einbringung von ASF-SC zur Reduktion überschüssiger Nährstoffe. Das wurde notwendig, da sich das Wasser in den Becken in diesem Frühjahr sehr schnell erwärmte und teilweise erhebliche Nährstoffüberschüsse vorhanden sind. 

Der eigentliche Behandlungsbeginn erfolgte am 05. Mai 2025 mit der Einbringung der ersten "gebrauten" Bakterienmischung zur Behandlung überschüssiger Nährstoffe.

Das Projekt wird unterstützt und begleitet von:

  • BluePlanet Germany GmbH
  • Stadt Rüsselsheim am Main
  • Untere Wasserbehörde Kreis Groß-Gerau
  • Ingenieurbüro BGS Wasserwirtschaft GmbH, Darmstadt
  • Gewässerschutzbeauftragter Stadt Rüsselsheim am Main

Das Projekttagebuch 2025

Durch unser Projekttagebuch erfahren Sie mehr über die Arbeit und die Fortschritte am Horlachgraben. 

Datum

Tätigkeit / Ergebnis

Februar, März und April

Zahlreiche Tests mit unterschiedlichen Messverfahren und Geräten zur Ermittlung der Schlammstärke und der Probenahme von Sediment am Gewässergrund. Eingesetzt wurden ein Schlammspiegelmessrohr, ein Stab mit Metallplatte und ein hochauflösendes Sonargerät. 

März, April, Mai

Umfangreiche Umbauten und Tests an den Solar-Nanobubbler-Plattformen; Umbau und Optimierung der Steuerung; Tests zur Leistungsfähigkeit des Sauerstofftransfers ins Wasser

01.04.2025 / 02.04.2025

Setzen der Bojen inkl. einer ersten Schlammspiegelmessung; die Bojen befinden sich im Abstand von maximal 25 Metern zueinander, so dass ein sehr detailliertes Abbild der Situation am Gewässergrund entsteht.

07.04. bis 09.04.2025

Gemeinsame Erstbeprobung mit dem Ingenieurbüro BGS Wasser; Befahrung mit einem kalibrierten Sonargerät; die Befahrung des Becken 10 mit Sonar war aufgrund des Totholzes nicht möglich 

Es wurden Schlammstärken zwischen 0,8 m und 1,10 m ermittelt. Diese Werte beziehen sich jeweils auf die Gewässermitte

22.04.2025 / 23.04.2025

Einbringen von BagBacs sowie des ACF-SC zum Abbau überschüssiger Nährstoffe; die zusätzliche Behandlung vor dem eigentlich geplanten Behandlungsbeginn wurde durch die schnelle Erwärmung des Wassers in den Becken notwendig. 

26.04.2024

Die enormen Nährstoffüberschüsse und die hohen Temperaturen hatten in Becken 12 und 13 ein erhebliches Algenwachstum zur Folge. Durch die Photosynthese wurde dem Wasser CO2 entzogen. Der pH-Wert stieg auf einen kritischen Wert von 10. Deshalb wurden sehr kurzfristig zwei Solar-Nanobubbler-Plattformen in Becken 13 und eine Plattform in Becken 12 eingesetzt. Durch das Einbringen von Luft kommt auch CO2 ins Wasser, so dass sich der pH-Wert normalisiert.  

02.05.2025

Schlammspiegelmessungen gemeinsam mit der BGS Wasser zur Plausibilitätskontrolle der in der Erstbeprobung ermittelten Werte; Kontrolle der pH- und Sauerstoffwerte; die pH-Werte sind in allen Becken wieder im normalen Bereich 

05.05.2025

Behandlungsbeginn
Einbringung der ersten 7.450 Liter Bakterienprodukt; Schwerpunkt ist die Behandlung überschüssiger Nährstoffe gebrauten Behandlung 
   
   
   
  • RTL Hessen, 13.05.2024
  • Rüsselsheimer Echo
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Beitrag über den Einsatz von „Bakterien gegen Schlamm“ - RTL Hessen - 13.05.2024

Beitrag über den Einsatz von „Bakterien gegen Schlamm“ - RTL Hessen - 08.09.2023